Am 20.06.2017 war ich zu Besuch auf dem 4. Open Source Forum, dass auch in diesem Jahr vom IT-Branchenverband Bitkom ausgerichtet wurde. Organisator der Veranstaltung ist ein ehemaliger Kommilitone der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Herr Dr. Frank Termer.

Das Programm versprach eine Vielzahl sehr interessanter Vorträge, die von rechtlichen Aspekten der Nutzung von Open Source und Mitwirkung der Mitarbeiter an deren Gestaltung, über die verschiedenen Gründe für Forks von Open Source Projekten, die Open Data Initative der Deutschen Bahn, bis hin zu Geschäftsmodellen in deren Kontext, reichten. Außerdem wurden das Gewicht, bzw. die Rolle der Interessenvertretungen bestimmter Open Source Produkte, sowie die Frage diskutiert, warum Unternehmen wie Fujitsu, Intel und andere, Millionen von Euro, zur Unterstützung von Open Source Projekten, in die Hand nehmen.

Zugegen, mit jeweils eigenen Vorträgen, waren eine ganze Reihe – in der Branche – sehr bekannter Köpfe. Dies waren u.a. der Gründer von OwnCloud / NextCloud Frank Karlitschek, der Geschäftsführer der Univention GmbH Peter Ganten, der Inhaber des einzigen Open Source Lehrstuhls in Deutschland Prof. Dr. Dirk Riehle sowie Bernd Erk, Geschäftsführer beim Monitoringspezialisten Netways aus Nürnberg.

Megatrend „Open Source“ präsentiert von Peter Ganten

Festzustellen ist, dass die meisten Akteure auch nach nunmehr fast 20 Jahren, die es das Open Source Paradigma schon gibt, immer noch – bzw. man möchte fast sagen, gerade jetzt – einen so großen Enthusiasmus für „Open Source“ entwickeln. Und das obwohl, bzw. vielleicht gerade weil, wie es im Vortrag von Tim Schikora von der etventure GmbH sinngemäß hieß, ohne Open Source heute ohnehin gar nichts mehr geht. Dazu passen auch die Zitate von Google, Facebook und Paypal, die Peter Ganten unter dem Titel „Megatrend Open Source“ in seinem Vortrag präsentierte (siehe Bild). Vielleicht auch weil das Phänomen Open Source, obschon in einigen Teilbereichen recht detailreich beforscht, noch lange nicht in allen Facetten verstanden ist, wie Prof. Riehle konstatierte und sein Erfolg gerade jetzt so sichtbar zutage tritt.

Für mich persönlich besondere Bedeutung, hatte auch die Anmerkung von Bernd Erk. Dieser erläuterte, in Bezug auf die eher geringe Verbreitung des Nagios Forks Icinga in den USA, dass ein Open Source zentriertes Geschäftsmodell insbesondere auf den MindSet seiner Leute aufbaut und ein sorgfältiger Umgang mit der eigenen Unternehmenskultur wichtiger ist, als auf Gedeih und Verderben zu versuchen, ein „Produkt“ auf einem bestimmten Markt verkaufen zu wollen. Insbesondere dann, wenn das eigene Geschäftsmodell im Wesentlichen aus Value-Add Services im Bereich von Open Source besteht (wie dies im Fall von Netways, aber auch bei initOS der Fall ist).

Auf die Frage, ob Venture Capital (VC) zwangsläufig zu einem Fork oder dem Tod des Open Source MindSets führt, äußerte Frank Karlitschek sehr besonnen und sicher – auch mit der Erfahrung des eigenen Forks- dass es auf eine balancierte Erwartungshaltung zwischen den Akteuren (d.h. dem Team um das Open Source Produkt, auf der einen und dem Kapitalgeber auf der anderen Seite) ankommt, dass dies aber grundsätzlich sehr wohl funktionieren kann. Diese Auffassung teilen die meisten meiner Twitter Follower, denen ich genau diese Frage via Twitterpoll gestellt habe (auch wenn der Befragung zugegebenermaßen die statistische Signifikanz fehlt).

Auf die Frage, ob in Anbetracht der starken Interessenopposition derer sich Plattformprodukte wie Windows (Linux Foundation), Visual Studio (Eclipse Foundation) oder Amazon (Openstack Foundation) gegenübersehen, künftig auch SAP um seine Etablierung als Plattformstandard für ERP-Systeme sorgen muss, erwiderte Prof. Dirk Riehle, dass er dies für derart spezielle Anwendungssysteme wie ERP auf absehbare Zeit nicht erwarte. Ich erlaube mir an dieser Stelle meine frühere Meinung zwar in zeitlicher Sicht deutlich zu revidieren und denke nunmehr dies wird uns nicht in den nächsten 5 Jahren bevorstehen, aber in 10-15 Jahren werden bei gleichbleibender Innovationsgeschwindigkeit Akteure wie z.B. Odoo mit gesunden und vor allem offenen Ökosystemen wie der Odoo Community Association (OCA) vielleicht einen Gegenbeweis antreten können bzw. ganz neue Akteure das Feld erobert haben.

Selbst wenn SAP auch in 10-15 Jahren noch der dominierende Marktteilnehmer im Bereich ERP für Großunternehmen sein wird, u.a. weil es gerade in den letzten Jahren in zuvor ungewohnter Geschwindigkeit Innovationen wie die HANA Plattform, S4/HANA, Fiori und SapUI5 entwickelt und veröffentlicht hat, werden zumindest viele Anbieter von Konkurrenzprodukten für größere Mittelständler sich dem Open Source Paradigma und seinen Akteuren wie Odoo und der OCA bzw. noch innovativeren Open Source Produkten wir ERPNext beugen müssen bzw. ihre Geschäftsmodelle ebenfalls radikal auf diese „neue Geschwindigkeit“ anpassen müssen.

In diesem Sinne ist gut beraten, wer schon heute fortschrittliche Technologie und ein gesundes, offenes Ökosystem setzt, um seine betrieblichen Wertschöpfungsprozesse unterstützen zu lassen. Der Austausch mit der Community und die ständige Weiterentwicklung der Open Source Produkte selbst, sowie eine klare Strategie des Einsatzes, bleiben jedoch notwendige Vorbedingungen dieses Erfolges. Daran wollen und werden wir bei der initOS GmbH im Rahmen von Forschungsprojekten wie MACKMA, unseren Forschungskooperationen mit den Universitäten Magdeburgs und Leipzigs, sowie als Mitglied der Odoo Community Association (OCA) und den IT-Herausforderungen unserer Kunden aktiv teil haben.

Eine ausgewogene Kultur des Gebens UND Nehmens in offenen Ökosystemen ist dafür unserer Auffassung nach nicht nur für die IT- und Wettbewerbsstrategie von Bundesländern, wie etwa Schleswig-Holstein oder des Bundes wünschenswert, wie Prof. Krcmar von der TU München anlässlich einer Anhörung im Bundestag empfiehlt, sondern gerade auch für KMU mit deren eher beschränkten eigenen Ressourcen.

Interessieren auch Sie sich für Open Source? Dann erfahren Sie hier mehr über das Thema. Oder Sie melden Sie sich bei uns, entweder telefonisch unter +49 4105 135 03 99, per Mail an [email]sales@initos.com[/email] oder über unser Kontaktformular.

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