Mutmaßlich um auf die Wettbewerb vieler Open Source Alternativen zu reagieren, hat Mircosoft mit dem Small Business Server 2003 erstmals ein Produkt auf den Markt gebracht, das für kleine Arbeitsgruppen und Firmen (vorzugsweise im KMU Bereich) wie gemacht scheint. Mittlerweile gibt es mit dem SBS 2011 die zweite Weiterentwicklung dieser Plattform. Die Besonderheit des Small Business Server ist, dass er bis zum einer maximalen Benutzeranzahl von 75 nicht nur die klassischen Fileservices von Windows und den Active Directory Domänendienst, sondern auch Exchange, die leistungsfähige Groupware von Microsoft mitbringt. Alles in allem lässt sich inkl. Lizenz für 5 Arbeitsplätze und Basisbetriebssystem sowie notwendiger Hardware im mittleren 4-stelligen Bereich eine Plattform aufsetzen, die den Anforderungen vieler KMU vollends genügt.
Allerdings gibt es mehrere Eigenheiten, die das sonst überaus positive Bild dieser Technology trüben.
1.) Für den Windows 2003 SBS ist es nahezu unmöglich Iphones an den Exchange Server anzuschließen und so den nahtlosen Austausch von Kontakt, Kalender und Maildaten sicherzustellen. Obwohl im Internet viele Dokumente, Foren und Workarounds existieren, scheint es zu einem gewissen Anteil auch Glück zu sein ob sich Iphone mit der Infrastruktur verbinden lassen oder nicht. Wir haben bei ingesamt 4 Kunden über die Jahre versucht diese Verbindung in Betrieb zu nehmen und sind leider in 3 von 4 Fällen nicht zum gewünschten Ziel gekommen. Eine sowohl aus unserer als auch aus Sicht unserer Kunden höchst unbefriedigende Tatsache. Zudem musste als Grundvoraussetzung immer das SP2 des Exchange Servers eingespielt werden, was außer der notwendigen Komponenten für die Anbindung des Iphone kaum nützliche Vorteile mit sich brachte. aber zumindest mit einem erwähneswerten Risiko behaftet war.
2.) Mit dem Windows 2008 SBS wurden die bei der 2003er Version mitgelieferten Outlook Lizenzen eingespart und der Kunde so auf das Outlook Web Interface gezwungen. Diese Technologie ist jedoch speziell in der 2008er Version nicht annähernd so ausgereift wie der Outlook Rich Client und sorgte bei nicht wenigen Kunden für erhebliche Verstimmung
3.) Microsoft liefert zur Konfiguration des SBS einen eigenen SBS-Server Wizard mit, der es Normalverbrauchern ermöglichen soll den Server zu konfigurieren. Die Grundfunktionen des SBS lassen sich damit auch gut konfigurieren. Sollte jedoch ein erfahrener Administrator auf die Idee kommen, Rollen und Rechte mit den Windows Standard Management Consolen zu ändern, führt das mitunter zu sehr häßlichen Seiteneffekten, weil im Hintergrund von den SBS-Wizards Sicherheitpolicys geschrieben werden (über sogenannte Templates), die an keiner Stelle dokumentiert sind. Legt man also einen Nutzer über die normale AD Konfiguration an, kann es schon vorkommen, dass dieser ganz andere Defaultwerte hat. In der Regel führt das zu mehr Frust als Freude.
4.) Seit Windows 2008 Server erlaubt Microsoft auch den gleichzeitigen Betrieb eines Terminal Servers als virtuelle Maschine innerhalb eines SBS2008. Sowohl die dafür nötige Virtualisierungtechnologie Microsoft Hyper-V wie auch die Erlaubnis die Lizenz sozusagen für einen zweiten (virtuellen)=Server zu nutzen liefert Microsoft mit. An sich eine tolle Sache, lässt sich der Windows 2008 Server leider nicht ohne weiteres „headless“ also ohne grafische Konsole installieren obwohl dies eines der interessantesten neuen Features ist. Bei unseren Versuchen klappte die notwendige Verbindung von einem Windows Vista / 7 Rechner auf den Virtualisierungsdienst des Servers leider auch nach dem Update auf die v2 des Hyper-V Dienstes nicht.
5.) Der Virtualisierungdienst lässt bei einem unserer Kundenserver (der mit 24 GB Hauptspeicher) versehen ist kein Assignment von mehr als 10GB Ram für die virtuelle Maschine zu. Das Problem ist darüberhinaus nicht determinstisch nachstellebar, weil sich der Dienst zwar über ungenügende Ressourcen beschwert, tatsächlich aber nur 6 GB vom Host selbst belegt sind. Von einer optimalen Ressourcenaufteilung kann also leider nicht die Rede sein
6.) Wird der Festplattenplatz auf dem Host zu klein <5% freier Speicher, schickt der Server zwar wie es wünscheswert ist dem Admin Benachrichtigungsmails, stellt aber genauso und ohne Warnmeldung den Popzustelldienst von Emails ein. Gerade in Kommunikationsintensiven Branchen ist dies ein unglücklicher Zustand.
7.) Zugegeben, der Versuch einen Windows XP-Rechner mit dem Netbios Namen „Server“ einer Domäne hinzuzufügen, deren primärer Domänencontroller ein Windows 2003 SBS mit eben demselben Namen ist und dabei zu versuchen, den Namen on-the-fly zu ändern klingt auf den ersten Blick risikobehaftet. Aber muss man wirklich davon ausgehen, dass dieser Vorgang die komplette Domänenstruktur des Servers mit folgendem lapidaren Kommentar zerlegt ?
„Der neue Rechnername „CLIENT8“ konnte nicht übernommen werden. Statt dessen wurde mit dem alten namen „SERVER“ beigetreten.“
Fazit
Insgesamt, stellt Microsoft damit unseres Erachtens zwar ein, der Featureliste nach hervorragendes Produkt zur Verfügung, aber die Details seiner Anwendung und vor allem die nicht nachvollziehbaren und zum Teil noch nicht mal nachstellbaren Fehler und Einschränkungen trüben das Bild erheblich. Wann immer wir deshalb nicht explizit auf eine Windows Plattform angewiesen sind (z.B. zum Betrieb von Datev oder Sage) werden wir in Zukunft eher zu stabilen Linuxplattformen wie RedHat oder Ubuntu greifen. Fehler gibt es zwar auch unter Linux, aber beherzte Blicke in Klartext Logfiles bringen Probleme und damit häufig auch die Lösung selbiger in der Regel schneller ans Tageslicht als kryptische Fehlermeldungen a la
„Es ist der Fehler 0x80005405f aufgetreten.“