Eine strategische Analyse der Ursachen für das Scheitern von ERP-Implementierungen: Ein definitiver Leitfaden zu den zu vermeidenden Fallstricken

Was sind die entscheidenden Faktoren für das Scheitern einer ERP-Implementierung?

Die ERP-Implementierung ist eine tiefgreifende und risikoreiche Transformation, die die Kernprozesse, Datenstrukturen und Arbeitsabläufe eines Unternehmens grundlegend verändert. Zu den beworbenen Vorteilen zählen optimierte Abläufe und bessere Entscheidungsfindung, doch der Weg dorthin ist mit Risiken behaftet.

Es gibt nur sehr wenige Daten zu den Ergebnissen von ERP-Implementierungsprojekten. Untersuchungen von Gartner zeigen, dass erschreckende 55 % bis 75 % aller ERP-Projekte ihre Ziele nicht erreichen. „Misserfolg“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur die vollständige Aufgabe eines Projekts, sondern auch das Verfehlen der ursprünglichen Geschäftsziele, was bei 70 % der kürzlich umgesetzten Initiativen der Fall ist.

Die finanziellen Folgen dieser Misserfolge sind gravierend, wobei die Daten zwei unterschiedliche Risikostufen aufzeigen. Eine wegweisende Studie von McKinsey aus dem Jahr 2012, die in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford durchgeführt wurde und über 5.400 groß angelegte IT-Projekte (definiert als Projekte mit einem ursprünglichen Preis von über 15 Millionen US-Dollar) untersuchte, ergab, dass diese Projekte im Durchschnitt 45 % über dem Budget und 7 % über dem Zeitplan liegen. Diese durchschnittliche Abweichung von 45 % ist zwar alarmierend, verdeckt jedoch ein noch volatileres und katastrophaleres Risikoprofil. Andere Branchenanalysen von Netsuite berichten, dass die meisten ERP-Projekte ihr ursprüngliches Budget um das Drei- bis Vierfache (300–400 %) überschreiten und sich um 30 % verzögern.

Diese Zahlen widersprechen sich nicht. Sie zeigen, dass zwar das durchschnittliche Projekt deutlich über dem Budget liegt, aber eine beträchtliche Anzahl von Projekten zu „Black Swan“-Ereignissen (McKinsey, 2012) führt, die zu 300-400 %igen Kostenüberschreitungen führen. Tatsächlich zeigen die Daten von McKinsey, dass 17 % der IT-Projekte so schlecht laufen, dass sie „die Existenz des Unternehmens gefährden“ können.

Die kritischste Statistik von allen betrifft jedoch nicht Budgets oder Zeitpläne, sondern den Wert. Dieselbe Studie von McKinsey & Oxford ergab, dass diese großen IT-Projekte im Durchschnitt 56 % weniger Wert liefern als vorhergesagt. Dieser einzelne Datenpunkt liefert die zentrale These zum Verständnis des Scheiterns von ERP-Projekten. Das Wertdefizit von 56 % in Verbindung mit einer relativ „bescheidenen“ durchschnittlichen Zeitüberschreitung von 7 % beweist, dass Projekte nicht in erster Linie aufgrund von schlechtem Projektmanagement scheitern. Sie scheitern aufgrund einer fehlerhaften Strategie. Unternehmen sind alarmierend effizient darin geworden, Systeme zu implementieren, die den versprochenen Geschäftswert nicht liefern.

Dieser Misserfolg ist kein fernes, abstraktes Konzept. Er hat unmittelbare, konkrete Auswirkungen: 51 % der Unternehmen berichten von erheblichen Betriebsstörungen bei der Inbetriebnahme ihrer neuen ERP-Systeme (NetSuite, o. J.), die sich auf alle Bereiche auswirken, von der Gehaltsabrechnung bis zur Auftragsabwicklung. Bevor eine ERP-Transformation in Angriff genommen wird, muss die Unternehmensleitung unbedingt verstehen, dass es sich bei dem Projekt nicht um eine technische, sondern um eine strategische Herausforderung handelt. Die Hauptrisiken liegen nicht im Softwarecode, sondern in der Planung, Kultur und Unternehmensführung der Organisation.

Die statistische Realität des ERP-Implementierungsrisikos
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Vermeidung strategischer und planerischer Fehler

ERP-Implementierungsprojekte scheitern nicht in der Ausführungsphase, sondern bereits in der Konzeptionsphase. Die Daten zeigen eindeutig, dass Misserfolge selten allein auf die Software zurückzuführen sind. Vielmehr scheitern sie unter dem Gewicht organisatorischer Fehlausrichtungen, mangelhafter Planung und übertriebenem Vertrauen in Zeitpläne. Die größten Fehler werden bereits vor der Auswahl des Implementierungspartners gemacht.

1. Die Notwendigkeit der "Phase Null": Versäumnis, eine Strategie zu definieren

Der am häufigsten übersehene Schritt bei der digitalen Transformation ist die „Phase Null“ – die fundamentale strategische Vorarbeit vor der eigentlichen Implementierung. In einem schnelllebigen Marktumfeld stürzen sich Unternehmen oft direkt in die Anbieterauswahl, um rasche Fortschritte vorweisen zu können. Ohne einen klaren Masterplan, einen definierten Business Case oder eine abgestimmte Strategie kann dieses Tempo jedoch zum Problem werden.

Dies beruht auf einem grundlegenden Missverständnis der Herausforderung: Eine ERP-Einführung ist kein IT-Projekt, sondern eine „Business Transformation„. Das eigentliche Problem ist nicht die Geschwindigkeit, sondern die fehlende Klarheit. Während Projektverzögerungen häufig technischen Hürden zugeschrieben werden, liegt der wahre Engpass oft in der internen Abstimmung. Wenn die Strategie nicht frühzeitig festgelegt wird, müssen Entscheidungen „in Echtzeit, unter hohem Druck und bei laufenden Beraterkosten“ getroffen werden.

Die Investition in diese Klarheit ab dem ersten Tag ist der effektivste Weg, um das Scheitern von ERP-Projekten zu verhindern. Indem Unternehmen Strategie und Struktur vor die Softwareauswahl stellen, vermeiden sie eine reaktive und chaotische Implementierung. Ziel ist es, Planungsfehler nicht erst mitten im Projekt korrigieren zu müssen, sondern einen robusten Fahrplan zu etablieren, der als Leitlinie für jede nachfolgende Entscheidung dient.

2. Unzureichende Definition der Anforderungen

Eine direkte und schädliche Folge einer fehlgeschlagenen „Phase Null“ ist eine unzureichende Erfassung der Anforderungen. Wenn ein Unternehmen ein Projekt überstürzt, versäumt es, die intellektuellen Anstrengungen zu investieren, die erforderlich sind, um seine tatsächlichen Bedürfnisse gründlich zu untersuchen, zu entwickeln und zu definieren.

Dies ist die technische Manifestation des Prinzips „Garbage In, Garbage Out“ (Müll rein, Müll raus). Eine schlechte Anforderungsdefinition, die oft als einfache Checkliste behandelt wird, kann zum Scheitern von ERP-Implementierungsprojekten führen und eine Kaskade verheerender Folgen nach sich ziehen.

  1. Fehlausgerichtete Funktionalität: Das resultierende System ist nicht auf wichtige Geschäftsprozesse oder -ziele abgestimmt (NetSuite, n.d.-a), sodass die Mitarbeiter ein Tool erhalten, das ihnen bei ihrer Arbeit nicht hilft.
  2. Risiko einer übermäßigen Anpassung: Dies ist das schädlichste Ergebnis. Wenn das Team während der Implementierung feststellt, dass die Standardsoftware eine nicht erfasste Anforderung nicht erfüllt, ist es gezwungen, dies zu kompensieren. Dies führt zu einer übermäßigen Anpassung, die massive Kosten, Komplexität und langfristige technische Schulden mit sich bringt.
  3. Risiko von Datenverlust oder -beschädigung: Unzureichende Anforderungen an Daten und Integration führen zu einer Katastrophe. Wenn beispielsweise die Anforderungen eines neuen HR-Moduls in wichtigen Feldern von der alten Datenbank abweichen, kann es bei der Datenmigration zu einem „teilweisen oder vollständigen Datenverlust“ kommen.
Folgen mangelhafter Anforderungsdefinition bei der ERP-Implementierung

3. Automatisierung von Ineffizienz: Das Scheitern beim Business Process Reengineering

Die strategische Alternative zur Anpassung ist vielleicht das Business Process Reengineering (BPR) (Mhaskey et al., n.d.). Der Leitgedanke für jede ERP-Implementierung muss lauten: „Wenn Prozesse nicht optimiert werden, bevor sie automatisiert werden, automatisiert man nur Ineffizienzen.“

Moderne ERP-Systeme sind bereits mit eingebauten Best Practices und optimierten Workflows konzipiert (Acumatica, n.d.). Das Ziel einer Implementierung sollte sein, die Gelegenheit zu nutzen, die alten Prozesse des Unternehmens so umzugestalten (Reengineering), dass sie mit diesen effizienten Standard-Workflows übereinstimmen. Dadurch werden Engpässe beseitigt, Kosten gesenkt und die Qualität verbessert (ISCAP, 2014).

Interessanterweise sind unzureichendes Testen und zu wenig Prozess-Reengineering die zwei am häufigsten berichteten Herausforderungen bei der Implementierung (NetSuite, n.d.-b). Dies offenbart einen grundlegenden Konflikt im Herzen der Implementierung. Die Debatte „BPR vs. Anpassung“ ist eine Entscheidung zwischen „jetzt zahlen oder für immer zahlen“. BPR (jetzt zahlen) ist politisch schwierig und schmerzhaft. Es erfordert, dass mächtige Abteilungsleiter Arbeitsabläufe ändern, die sie seit Jahrzehnten nutzen. Anpassung (für immer zahlen) ist politisch einfach. Sie erlaubt jeder Abteilung ihre defekten, einzigartigen Prozesse beizubehalten, während die IT-Leute die Software einfach „passend machen“.

Diese Entscheidung ist der wahre Test für einen Product Owner. Ein schwacher Product Owner wird dem politischen Druck nachgeben und Anpassungen zulassen, was das Projekt zu langfristigem technischem Scheitern verurteilt. Ein starker Product Owner hingegen wird die politische Hitze aushalten und BPR durchsetzen, um den wahren Wert der Transformation freizusetzen.

4. Versäumnisse bei Umfang & Daten

    • Scope Creep (Schleichende Umfangserweiterung): Dies ist das unkontrollierte Hinzufügen neuer Funktionen und Fähigkeiten, die nicht im ursprünglichen Plan enthalten waren (NetSuite, n.d.-a). Es ist ein Haupttreiber für Verzögerungen und Budgetüberschreitungen. Oft wird es durch einfachen Mangel an Kommunikation oder die Unfähigkeit der Projektleitung verursacht, „Nein“ zu sagen (Forbes, n.d.).

    • Datenmigration: Teams versäumen es oft, Altdaten zu bereinigen, was zu Datenverlusten und Ungenauigkeiten führt. Datengenauigkeit ist eine der häufigsten Beschwerden nach dem Start.

5. Zu früher Go-Live

Unzureichendes Testen ist die andere am häufigsten genannte Herausforderung bei der Implementierung (NetSuite, n.d.-b). Unter dem Druck unvernünftiger Fristen (SciSpace, n.d.) treiben Teams Projekte ohne ordnungsgemäße Tests zum Go-Live.

Das Scheitern von Revlon ist das ultimative Beispiel hierfür. Die SAP S/4HANA-Implementierung des Unternehmens im Jahr 2018 litt unter mangelndem Design und fehlender Wartung effektiver Kontrollen (Spinnaker Support, 2023). Dieses ungetestete, nicht funktionierende System wurde ausgerollt – mit sofortigen und katastrophalen Folgen: Es verhinderte, dass die Produktionsstätte in North Carolina Aufträge im Wert von 64 Millionen US-Dollar erfüllen konnte. Das darauf folgende operative und logistische Chaos trug direkt zu einem Nettoverlust von 70,3 Millionen US-Dollar in jenem Jahr bei und löste eine Welle von Aktionärsklagen aus.

6. Auswahl des falschen Partners für die ERP-Implementierung

Die Wahl des falschen ERP-Systems oder des falschen Implementierungspartners ist eine der primären Fehlerquellen. Noch häufiger liegt das Versagen beim Systemintegrator (SI), dem Beratungsunternehmen, das für das Management der Implementierung engagiert wurde. Ein Mangel an Erfahrung in der spezifischen Branche des Kunden ist ein großes Warnsignal.

  • National Grid: Das berüchtigte SAP-Scheitern des Versorgungsriesen wurde seinem Systemintegrator Wipro angelastet. National Grid behauptete, Wipro habe „keine Erfahrung mit der Implementierung von SAP in der US-Versorgungsindustrie“. Das Ergebnis war eine signifikante Betriebsstörung und erstaunliche 585 Millionen US-Dollar an Sanierungskosten, für die 850 Auftragnehmer zu Kosten von über 30 Millionen US-Dollar pro Monat eingestellt werden mussten, um das System zu reparieren (Spinnaker Support, 2023).

  • MillerCoors: Dieser Fall ist ein weiteres Beispiel für Partner- und Vertragsversagen. 2014 beauftragte die Brauerei HCL Technologies, ihre sieben unterschiedlichen SAP-Instanzen zu vereinheitlichen. Das Projekt scheiterte so massiv, dass MillerCoors HCL im Jahr 2017 auf 100 Millionen US-Dollar verklagte. MillerCoors behauptete, HCL habe nicht die richtigen Ressourcen bereitgestellt. HCL klagte dagegen und machte internes Missmanagement bei MillerCoors verantwortlich. Die ultimative Lektion aus dem Rechtsstreit: Die ERP-Verträge waren schlecht definiert und basierten auf vagen Grundlagen, was die Bühne für einen Streit bereitete, bei dem keine der Parteien eine klare Definition von Erfolg oder Verantwortung hatte.

 
 

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7. Der TCO-Eisberg: Fehlende Budgetierung versteckter Kosten

Budgets kollabieren nicht wegen kleinerer Fehlkalkulationen, sondern weil das gesamte Finanzmodell von Anfang an falsch ist. Die meisten ERP-Budgets scheitern früh, weil Unternehmen den Fehler machen, nur für ERP-Lizenzen und Beratungsgebühren zu budgetieren.

Das Versäumnis, die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) zu budgetieren, ist ein Haupttreiber für wahrgenommene Kostenüberschreitungen. Die versteckten Kosten, die konsequent übersehen werden (NetSuite, n.d.-c), bilden einen finanziellen „Eisberg“, der das Projekt zum Sinken bringt. Zu diesen vorhersehbaren, aber nicht budgetierten Kosten gehören:

  • Interne Ressourcen: Die Personalkosten für die Abstellung der besten Mitarbeiter des Unternehmens von ihren Vollzeitjobs für das Projektteam (NetSuite, n.d.-c).

  • Schulung und OCM (Organizational Change Management): Diese werden oft als erstes aus einem knappen Budget gestrichen, was – wie im Fall Mission Produce gesehen – ein fataler Fehler ist (NetSuite, n.d.-c).

  • Datenmigration: Die Kosten für die Bereinigung und Migration von Jahrzehnten an Altdaten (NetSuite, n.d.-c).

  • Integration und Anpassung: Gebühren für den Aufbau und die Wartung von Integrationen zu anderen kritischen Systemen (NetSuite, n.d.-c).

  • Zukünftige Upgrade-Kosten: Die Kosten für die Implementierung und das Testen der vom Anbieter gelieferten Upgrades, insbesondere in einer angepassten Umgebung (NetSuite, n.d.-c).

  • Betriebsstörung: Die Kosten für kurzfristig verringerte Produktivität während der Stabilisierungsphase nach dem Go-Live (NetSuite, n.d.-c).

  • Rechtsstreitigkeiten: Die ultimativen versteckten Kosten, wenn das Projekt scheitert.

Der TCO-Eisberg

Diese beiden Fehler – Partnerauswahl und Gesamtbetriebskosten (TCO) – sind nicht unabhängig voneinander, sondern hängen ursächlich zusammen. Führungskräfte, die die gesamten TCO nicht berücksichtigen, legen ein unrealistisch niedriges Budget fest. Dieses fehlerhafte Budget zwingt das Auswahlteam zu einer preissensiblen Vorgehensweise und führt zu dem häufigen Fehler, die Entscheidung primär auf den Preis zu stützen. Dies wiederum veranlasst sie, einen günstigen Partner auszuwählen, der gerade deshalb günstig ist, weil auch er diese versteckten Kosten in seinem Angebot ausblendet und – wie Wipro bei National Grid – nicht über die umfassende und kostspielige Branchenerfahrung verfügt, die für den Erfolg notwendig ist.

In vielen Fällen handelt es sich bei den späteren Kostenüberschreitungen des Projekts nicht um Überschreitungen, sondern schlicht um die tatsächlichen Projektkosten, die nun offenkundig werden. Wer die TCO von Anfang an nicht budgetiert, führt zwangsläufig zur Auswahl eines minderwertigen Partners, was wiederum das Scheitern des Projekts zur Folge hat.

Das KMU-Paradoxon: Umgang mit Risiken im europäischen inhabergeführten Kontext

Die großen Insolvenzen von Revlon und National Grid liefern zwar dramatische Warnungen, scheinen aber oft weit entfernt von der Realität kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zu sein, insbesondere auf dem europäischen Markt. Daten von Eurostat belegen eine erhebliche digitale Kluft: Während 86 % der großen EU-Unternehmen ERP-Software implementiert haben, sind es bei den kleinen Unternehmen nur 38 % (Eurostat, 2024). Die Trovarit-Studie „ERP in der Praxis 2024“, die sich speziell auf die deutschsprachige Region (DACH) konzentriert, bestätigt, dass die Systemzufriedenheit zwar im Allgemeinen stabil ist, der Erfolg dieser Projekte aber von Faktoren abhängt, die sich vom US-amerikanischen Unternehmensmarkt unterscheiden (Trovarit, o. J.).

Für inhabergeführte KMU (den Mittelstand) ist das Risikoprofil einzigartig und erfordert einen maßgeschneiderten Ansatz.

  1. Das inhaberzentrierte Risiko: In inhabergeführten Unternehmen ist der Inhaber oft der primäre Entscheidungsträger und ein potenzieller zentraler Fehlerherd. Anders als in Großkonzernen mit Lenkungsausschüssen kann die persönliche Haltung eines KMU-Inhabers – ob er Veränderungen vorantreibt oder an veralteten Prozessen festhält – den Erfolg eines Projekts maßgeblich bestimmen (Hustad & Olsen, 2019). Fehlt dem Inhaber eine klare strategische Vision, führt dies häufig zur „Digitalisierung des Chaos“, bei der alte, ineffiziente Gewohnheiten einfach in das neue System übernommen werden.

  2. Die Qualifikationslücke: Europäische KMU leiden unter einem anhaltenden Mangel an digitalen Fachkräften. Laut Eurostat-Daten bieten zwar 73 % der großen EU-Unternehmen ihren Mitarbeitern IT-Schulungen an, aber nur 21 % der KMU (Eurostat, 2025). Das bedeutet, dass es KMU oft an internen „Superusern“ oder dedizierten IT-Projektmanagern mangelt, die Anbieter hinterfragen und die Einführung neuer Technologien vorantreiben können. Ohne ein starkes internes IT-Team gerät das Unternehmen in eine gefährliche Abhängigkeit von externen Partnern.

Fazit: Die statistische Realität des ERP-Implementierungsrisikos

Die Analyse von Fallstricken bei der ERP-Implementierung offenbart ein eindeutiges und konsistentes Thema: Projekte scheitern nicht aus technischen Gründen. Die Software funktioniert in fast allen Fällen. Die Fehler sind überwältigend menschlicher, strategischer und politischer Natur.

Die Vermeidung dieser Fallstricke lässt sich in einer Reihe von Kausalketten zusammenfassen, die Führungskräfte managen müssen:

  1. Die konzeptionelle Kette: Der Erfolg eines Projekts wird in Phase Null bestimmt. Ein Versäumnis, das strategische „Warum“ und den Geschäfts-Blueprint vor der Auswahl zu definieren, führt direkt zu schlechten Anforderungen, was wiederum ein fiktives Budget und einen fiktiven Zeitplan garantiert (SciSpace, n.d.).

  2. Die menschliche Kette: Die falsche Wahrnehmung eines Product Owners, dass die Leute bereit für Veränderungen sind, ist die Wurzel menschlichen Versagens. Sie führt zur Streichung der Mittel für Change Management (OCM), was sich in unzureichender Schulung und Benutzerwiderstand manifestiert und die Akzeptanz lähmt.

  3. Die Prozess-Kette: Die Entscheidung „jetzt zahlen oder für immer zahlen“ zwischen BPR und Anpassung (Customizing) ist der kritischste Test der Implementierung. BPR durchzusetzen ist politisch schwierig, aber strategisch vital. Anpassungen zuzulassen ist politisch einfach, schafft aber eine dauerhafte, kostspielige technische Schuld, die die Agilität zerstört.

  4. Die finanzielle Kette: Das Versäumnis, die vollständigen TCO zu modellieren, ist kein einfacher Buchhaltungsfehler; es ist ein strategischer Fehler, der zur Auswahl von kostengünstigen und qualitativ minderwertigen Partnern führt, was in Fehlschlägen resultiert.

Letztendlich müssen Organisationen vermeiden, ein ERP als ein Technologieprodukt zu betrachten, das einfach installiert wird. Es muss als vollständige Unternehmenstransformation behandelt werden. Das Risiko liegt nicht in der Software; es liegt in der mangelnden Bereitschaft der Organisation, sich der tiefen, schwierigen und grundlegenden Arbeit an ihrer eigenen Strategie, ihren Prozessen und ihrer Kultur zu widmen.

Unser Ansatz: Strategische Partnerschaften

Für KMU, die vor diesen spezifischen Hürden stehen, wird die Wahl des Implementierungspartners zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Wir sind darauf spezialisiert, genau diese Lücke für inhabergeführte Unternehmen mit kleineren Budgets zu schließen. Im Gegensatz zu Anbietern, die lediglich Softwarelizenzen verkaufen und wieder gehen, agieren wir als strategischer Berater und langfristiger Partner. Unsere Methodik ist darauf ausgelegt, das Risiko der KMU-Implementierung zu minimieren durch:

  • Beratung vor Programmierung: Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung eines zukunftssicheren IT-Konzepts und einer Strategie, bevor die technische Umsetzung beginnt. Dabei stellen wir sicher, dass die Vision des Inhabers in eine praktikable Roadmap übersetzt wird.

  • Kollaborative Integration: In Anerkennung der internen Kompetenzlücke integrieren wir uns und arbeiten eng mit dem bestehenden Personal sowie den Fachexperten des Kunden zusammen. Dabei transferieren wir Wissen aktiv, anstatt Abhängigkeiten zu schaffen.

  • Management von Projektrisiken: Anstatt eine „Happy Path“-Geschichte zu verkaufen, managen wir aktiv die spezifischen Risiken der KMU-Umgebung und steuern das Projekt strategisch, um sicherzustellen, dass die Investition tatsächliches Geschäftswachstum vorantreibt.

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